Neurologische Erkrankungen

Auf dieser Seite erfahrt ihr alles über neurologische (auf Deutsch "die Nerven betreffend") Erbkrankheiten beim Aussie.

Gerade für die Epilepsie, aber auch für andere Erkrankungen ist es enorm wichtig, dass möglichst alle erkrankten, aber auch gesunden Hunde in die IDASH-Datenbank eingetragen werden.


Border Collie Collapse (BCC)

Der sogenannte Border Collie Collapse (BCC) ist eine neuromuskuläre Erkrankung, bei der körperliche Anstrengung einen Kollaps verursachen kann. Diese Krankheit tritt bei mehreren Rassen des Collie-Typs und auch manchmal beim Australian Shepherd auf. 

 

An BCC erkrankte Hunde sind nach kurzer Zeit körperlicher Anstrengung verwirrt, desorientiert, stolpern, schwanken oder fallen sogar um. Betroffene Hude können während eines Anfalls beim Laufen auffällige vertikale Bewegungen mit den Beinen ausführen. Die Pfoten können über den Boden schleifen und bei Drehungen können die Beine sich überkreuzen. Nach den Anfällen, die einige Minuten oder auch bis zu einer halben Stunde dauern können, ist der Hund wieder normal.

 

Die einzige Therapie gegen BCC ist eine Einschränkung der Aktivität betroffener Hunde.

 

BCC wird wahrscheinlich vererbt. Allerdings gibt es zur Zeit noch keine Informationen darüber, wie es sich vererbt oder welche Gene beteiligt sind. Betroffene Hunde sollten aus der Zucht genommen werden.


Epilepsie

Epilepsie ist eine Nervenerkrankung, bei der der erkrankte Hund Krampfanfälle erleidet. Ein epileptischer Anfall entsteht durch eine übermäßige elektrische Aktivität im Gehirn. Die Krampfanfälle können von fokalen Anfällen (z. B. Zucken des Mundwinkels) bis hin zu sogenannten Grand Mal Anfällen, also ein schwerer Krampfanfall, der den gesamten Körper betrifft, ausfallen.

 

Die Ursachen für epileptische Anfälle sind vielfältig - Verletzungen, verschiedene Krankheiten, Vergiftungen, aber auch Vererbung. Bei den meisten Ursachen gibt es Hinweise oder Erlebnisse, die darauf hindeuten, dass das Problem nicht die Anfälle selber sind. Eine Ausnahme bildet ein Gehirntumor im Anfangsstadium und vererbte Epilepsie.

 

Kann keine Ursache für die Anfälle gefunden werden, werden sie als idiopathische Epilepsie (auf Deutsch: Epilepsie unbekannter Ursache) eingestuft. Bei dieser Art der Epilepsie wird von einer Vererbung ausgegangen. Im Moment gibt es keine positive Diagnose für eine primäre Epilepsie (eine Epilepsie, die nicht durch eine andere Erkrankung ausgelöst wurde). Das heißt, dass diese Form nur durch Ausschluss aller anderen Ursachen diagnostiziert werden kann.

 

Die idiopathische Epilepsie tritt meist im Alter von 1 bis 3 Jahren auf. Auch wenn diese Form der Epilepsie behandelt werden kann, ist diese Erkrankung eine große emotionale und finanzielle Belastung für Besitzer betroffener Hunde. Auch wenn ein Hund gut eingestellt werden kann, haben die Medikamente teilweise starke Nebenwirkungen und in manchen Fällen werde sie unwirksam.

 

Im Moment wird davon ausgegangen, dass Epilepsie von einer Anzahl an Genen vererbt wird. Es ist aber leider noch nicht möglich auf Epilepsie zu testen. Da es mittlerweile keine Linien ohne Epilepsiefälle mehr gibt, ist es enorm wichtig, dass ein Züchter sich intensiv mit dem Stammbaum seines Hundes beschäftigt und offen und ehrlich mit möglichen Epilepsiefällen umgeht. Genauso wichtig ist es, bei der Wahl des Zuchtpartners auf ein möglichst geringes Epilepsie-Risiko zu achten.

 

Aktuell gibt es an folgende Instituten Studien zur idiopathischen Epilepsie, für die Blutproben von erkrankten und gesunden Hunden eingesendet werden können:

Tiermedizinische Hochschule Hannover

Universität Bern


MDR1-Defekt

Der MDR1-Gendefekt (Multi-Drug-Resistance) verursacht einen vermehrten Übertritt von bestimmten Arzneistoffen in das zentrale Nervensystem, was zu Vergiftungen führen kann. Zu den kritischen Arzneimitteln zählen unter anderem Ivermectin, Acepromazin und Imodium. Ivermectin wird unter anderem zur Entwurmung von Pferden eingesetzt. Aus diesem Grund sollte man, wenn man einen Hund hat, der eine oder beide Kopien des Gendefektes tragen, penibel darauf achten, dass der Hund keine Pferdeäpfel frisst. Desweiteren sollten natürlich alle Arzneimittel vermieden werden, die beim MDR1-Defekt kritisch sein können.

 

Dieser Gendefekt wird rezessiv vererbt. Das heißt, dass ein Hund beide Kopien tragen muss, um daran zu leiden. Jedoch können auch Hunde, die nur eine Kopie tragen, sensibel auf bestimmte Medikamente reagieren.

 

Zum Glück gibt es einen sehr genauen DNA-Test, mithilfe dessen leicht getestet werden kann, ob der Hund eine oder beide Kopien der Genmutation trägt. Das Ergebnis wird meist als (+/+) (für MDR1-freie Hunde), (+/-) (Träger der Mutation) und (-/-) (für betroffene Hunde).

 

Etwa die Hälfte aller Australian Shepherds tragen mindestens eine Kopie der Mutation. Sofern nicht beide Eltern (+/+) (also MDR1-frei) sind, sollte jeder Australian Shepherd auf den MDR1-Defekt getestet werden.

 

Jeder sollte den MDR1-Status seines Aussies kennen!

 

Mehr Informationen zum MDR1-Defekt und zum MDR1-Test findest du hier.

Eine umfassende Liste von Medikamenten die vom MDR1-Defekt betroffen sind, findest du hier.


Muskelzittern

Bei manchen Australian Shepherds kann man ein unfreiwilliges Zittern der Hinterbein-Muskulatur sehen. Manchmal sind auch die Vorderbeine betroffen.

 

Das kann ein Hinweis auf Hypomyelinogenesis, einer Fehlentwickelung des Myelin, einer lipidhaltigen Isolation um die Nerven, sein.

 

Junge Welpen können ungewöhnlich schwerfällig sein oder Kopfzittern zeigen. Diese Symptome verschwinden wahrscheinlich wenn das Myelin voll ausgebildet ist.

 

Zur Zeit ist noch viel zu wenig über diesen Zustand bekannt, um sagen zu können, was genau ihn verursacht. Da das Muskelzittern jedoch beim Aussie so häufig vorkommt, ist eine Erblichkeit wahrscheinlich.


Neuronale Ceroid Lipofuszinose (NCL)

Bei der Neuronalen Ceroid Lipofuszinose (NCL) werden Giftstoffe, die normalerweise vom Körper ausgeschieden würden, im Nervensystem gespeichert werden. Die ersten Symptome treten bei betroffenen Hunden mit etwa 1,5 Jahren auf. Die Hunde haben Anfälle, können aber auch aggressiv werden, sich um ihre eigene Achse drehen, blind werden oder Demenzerscheinungen zeigen. Betroffene Hunde werden mit etwa zwei bis drei Jahren an dieser Erkrankung sterben.

 

Beim Australian Shepherd ist diese Krankheit zum Glück extrem selten.

 

Eine sichere Diagnose kann nur mittels einer Obduktion getroffen werden. Für verschiedene Formen von NCL gibt es bereits DNA-Tests. Es ist allerdings möglich, dass es auch Formen gibt, für die es noch keine Tests gibt.

 

Zeigt ein Hund Symptome einer NCL, die verfügbaren Tests jedoch negativ ausfallen, kann eine Obduktion der einzige Weg sein, eine sichere Diagnose zu treffen.